Einfach Sein. Über die Portraits von Pamela Ossola
Pamela Ossolas Fotografien sind wundersame Spiegel. In ihnen verbinden sich spielerische Neugier und die Gabe, einen Raum zu öffnen, in dem sich ihr Gegenüber neu begegnen und erkennen kann.
Durch ihren Blick wird dieser Raum zu einer Bühne, auf der man die Hauptrolle spielen darf: sich selbst. Hinter der Kamera sorgt Pamela dabei auf magische Weise dafür, dass man eben diese Kamera vergisst. Es gibt weder Stillstand noch aufgesetztes Posieren, sondern eine ständige Bewegung. Eine Art Tanz, in dem man schon bald nicht mehr weiß, wer hier wen verführt: das Modell die Fotografin oder umgekehrt. Man spürt dabei keinen Blick von aussen, sondern eine mal zärtliche, mal ausgelassene Einladung, sich dem Moment zu überlassen.
Nie entsteht ein beengender Moment des „Wie sehe ich aus? Wie wirke ich? Wie komme ich an?“. Im Gegenteil: in der Selbstvergessenheit fällt Schicht um Schicht und man darf – ja was? – einfach Sein. Mit Pamela Ossola wird dieses einfach Sein zu einer aufregenden Erfahrung. Ein Rendezvous der Sinne. Musik, Licht, Raum, Worte, Lachen, Stille und all dies in unausgesetzter innerer Bewegung.
Später, wenn man die so entstandenen Fotografien das erste mal zu sehen bekommt, fragt man sich verwundert: wie hat sie das bloß gemacht, wie hat sie das geahnt, gesehen, in ein Bild gebannt?
Und vielleicht ist dies das Geheimnis der Portraits von Pamela Ossola: die Zeit miteinander so fließen zu lassen, dass sie den einen Augenblick freigibt, der vor allem eines ist: wahrhaftig.
Elmar Goerden, März 2024